Insbesondere der Arbeitsalltag auf den Stationen birgt bereits heute Möglichkeiten zur Entlastung der Pflegefachpersonen durch Automatisierungslösungen, wie beispielsweise ein Modulschranksystem mit intelligenter Materialanforderung. Ebenso werden verstärkt innovative Konzepte in patientennahen Bereichen eingesetzt.
Beim Einsatz eines Wartendenmanagements zur Entlastung der Wartebereiche werden bei Anmeldung die Smartphones der Patienten temporär mit ihrem Termin gekoppelt, wodurch das Personal jederzeit Termininformationen an den Patienten senden kann.
So können Benachrichtigungen zur Untersuchungszeit, -raumnummer und gegebenenfalls dem Weg zum Untersuchungsraum im Rahmen einer Kliniknavigation übermittelt werden. Dadurch können Patienten beispielsweise bei Getränken im Krankenhaus-Bistro warten. Mithilfe der Smartphones wird für einen angenehmen und flexiblen Aufenthalt der Patienten gesorgt, wobei zugleich eine vertrauliche Verständigung zwischen Personal und Patienten aufgebaut wird. Patientennamen werden nicht mehr aufgerufen oder auf einem Bildschirm abgebildet.
Mit der Implementierung einer Same-Day- Aufnahme von Patienten sowie einer Entlasslounge wird eine Entlastung der Pflegestationen erzielt. Die Aufbereitungsnachfrage der Patientenbetten konzentriert sich somit in einem kurzen Zeitraum am Morgen. Zudem ändern sich die Standorte der aufbereiteten Patientenbetten. Diese müssen nicht mehr nur auf Station zur Verfügung gestellt werden, sondern zusätzlich auch in OP- und Untersuchungsbereichen.
Auswirkungen hat die Veränderung der Betriebsorganisationskonzepte somit direkt auf die Logistik leerer Patientenbetten sowie die Aufbereitungskapazitäten.
Perspektivisch erfolgt bis zum Jahr 2035 eine digitale Pflegeplanung, welche ebenfalls eine standardisierte Kommissionierung von Verbrauchsmaterialien in vordefinierten Modulen durch ein vollautomatisches System im intelligenten Pflegewagen ermöglicht. Der Einsatz der Pflegemodule gewährleistet zudem die Sicherung von Qualitätsstandards. Der Transport des Pflegewagens erfolgt anschliessend autonom bis zur Station und zum jeweiligen Patienten. Durch die zunehmende Standardisierung und Automatisierung der Tätigkeiten wird die Belastung für die Pflegefachkräfte reduziert und die Arbeitszufriedenheit erhöht.
OP-Logistik
Neben dem hohen Personal- und Materialaufwand trägt die eingesetzte Technik im OP-Bereich dazu bei, dass dieser zum komplexesten und kostenintensivsten Bereich im Spital zählt. Weiter fordert dieser Bereich beispielsweise aufgrund von Fachkräftemangel eine zunehmende Standardisierung von Abläufen und damit einhergehende Personalentlastungen.
Durch ein ganzheitliches Fallwagenkonzept wird eine zeitliche und räumliche Verlagerung der Vorbereitungsprozesse einer Operation unter gegebenen Rahmenbedingungen ermöglicht. Neben der systemseitigen Verknüpfung mit dem OP-Plan sind auch standardisierte Materiallisten notwendig, um über die operationsspezifischen Materialien zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu verfügen. Zusätzlich erfolgt eine Entkopplung der Kommissionierprozesse von den Aufgaben der OP-Pflegekraft durch den Einsatz von Versorgungsassistenten, wodurch eine Entlastung des Fachpersonals bewirkt wird.
Eine echtzeitbasierte Optimierung des OPPlans bietet auf Knopfdruck einen optimalen Vorschlag für die kurz- bis mittelfristige Planung im OP-Bereich. Durch die Softwarelösung werden neben der Verbesserung von Qualität und Stabilität des OP-Plans auch frühzeitig verfügbare Kapazitäten identifiziert und somit wird die Koordination von räumlichen, technischen und personellen Ressourcen im OP-Bereich erleichtert. Dies führt zu einer Effizienzsteigerung im OP-Bereich.
Ein Ausblick in das Jahr 2035 zeigt ein modernes und effizientes Fallwagenkonzept, indem ein intensiver Einsatz von Robotiksystemen bei der Umsetzung standardisierter Prozesse unterstützt. Die Versorgungsassistenz erfährt eine Entlastung in der Kommissioniertätigkeit durch ein automatisiertes Lagersystem für Verbrauchsmaterialien und Sterilgüter, während der anschliessende Fallwagentransport mittels automatischer Transportfahrzeuge erfolgt. Erzielt werden Arbeitserleichterungen trotz einer Steigerung der Versorgungsqualität.
Transportlogistik
Der Materialtransport ist eine der originären Aufgaben der Krankenhauslogistik. Zu den zentralen Herausforderungen zählen die Varianz der Transportanforderungen durch die Vielzahl an Strömen sowie der Anspruch an eine möglichst unauffällige Logistik. Digitalisierung und Automatisierung bieten der Transportlogistik im Spital Optimierungsmöglichkeiten.
Verschiedene technologische Systeme, wie die Rohrpost, Drohnen und Transportroboter, stehen der Transportlogistik zur Verfügung. Hierbei gilt es, ein Netzwerk aus unterschiedlichen Quell- und Zielpunkten mit variablen Rahmenbedingungen und einem breiten Spektrum an Transportaufgaben zuverlässig miteinander zu verbinden. Die Bandbreite der zu transportierenden Objekte erstreckt sich von kleinen Laborproben über standardisierte Kleinladungsträger bis hin zu grossen Entsorgungsbehältern oder Patientenbetten. Der Einsatz von automatisierten Transporten, beispielsweise durch fahrerlose Transportsysteme und autonome mobile Roboter, nimmt im Spital stetig zu. Dies erfolgt, um krankenhausinterne Transportprozesse zu unterstützen und den Auswirkungen des Fachkräftemangels entgegenzuwirken. Bei der Auswahl der richtigen Automatisierungstechnik sind die individuellen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Die Sendungsverfolgung ermöglicht eine hohe Transparenz über den Sendungsstatus im Versandprozess und unterstützt so bei der Ermittlung des Verbleibs einer unauffindbaren Sendung. Ebenso werden Bewegungsdaten generiert und im System gespeichert, die eine aussagekräftige Grundlage zur Optimierung von Prozessen und Warenbewegungen bieten.
Im Jahr 2035 ist die Transportlogistik geprägt von Autonomie, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und das vorhandene Personal zu entlasten. Der Transport medizinischer Güter und Patienten im Spital sowie die Optimierung der Logistikprozesse erfolgen beispielsweise durch selbstfahrende Betten, Drohnen und Roboter mit intelligenten Greifsystemen. Systemeffizienzen werden durch Sensoren und vernetzte Technologien gesteigert und körperliche Belastungen reduziert. Gleichzeitig werden der Verkehr und die Emissionen minimiert.
Andrea Raida M.Sc., Health Care Logistics, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML
 Lukas Müller M.Sc., Health Care Logistics, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML
 
					