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Fachkräftemangel durch Überregulierung: Es braucht mehr Freiräume

Dr. Fridolin Marty, Leiter Gesundheitspolitik bei Economiesuisse

Fachkräftemangel durch Überregulierung: Es braucht mehr Freiräume

Publiziert

Die Trump-Administration hat einen Basiszoll auf ausländische Waren eingeführt und länderspezifische Zölle angekündigt.

Ein Ziel der Zölle ist es, dass ein Teil der Produktion wieder in die USA zurückverlagert wird. Doch woher die Fachkräfte kommen sollen, darüber hat sich Trump keine Gedanken gemacht. Denn sollte die Re-Industrialisierung gelingen, droht in den USA ein massiver Fachkräftemangel.

Ähnliches wie in den USA spielt sich auch im Schweizer Gesundheitswesen ab: Die Politik reguliert munter weiter und merkt gar nicht, wie ihr die Fachkräfte ausgehen. Erst vor vier Jahren wurde ein Zulassungsstopp für Ärzte eingeführt. Aktuell werden die Leistungserbringer mit einer Verschärfung der Berufsausübungsbewilligungen konfrontiert, die sich aus den Revisionen der Berufsgesetze ergeben.

Trend hin zu mehr Regulierung

Dies sind zwei Beispiele für einen Regulierungstrend, der sich auf allen Ebenen fortsetzt. Die Zahl der Geschäfte im Bundesparlament hat sich in 20 Jahren verfünffacht. Im Jahr 2000 umfasste das Krankenversicherungsgesetz 40 Seiten. Heute ist es doppelt so lang und wird durch das 32-seitige Krankenversicherungsaufsichtsgesetz ergänzt. Dazu kommen die Verordnungen, die um 100 auf 267 Seiten angewachsen sind. Unzählige Kreis- und Informationsschreiben des Bundesamtes für Gesundheit stellen meist neue Anforderungen an die Leistungserbringer. Aber auch die Hersteller von Medizinprodukten sind betroffen: Der Umfang des Handbuchs zur Spezialitätenliste hat sich in 14 Jahren ebenfalls verdoppelt.

Niemand scheint sich Gedanken darüber zu machen, wie sich dies auf die Gesundheitsberufe auswirkt. Dabei wäre genau dies das Gebot der Stunde. Laut der OECD-Studie Health at a Glance haben 41 Prozent der Ärztinnen und Ärzte einen ausländischen Abschluss, bei den Pflegekräften ist es ein Viertel. Wir sind also bei der Rekrutierung von Fachkräften schon heute stark vom Ausland abhängig. Hinzu kommt der demografische Wandel: Dank der geburtenstarken Jahrgänge nach dem Zweiten Weltkrieg profitierte die Schweiz von einer demografischen Dividende: Die Erwerbsbevölkerung ist stark gewachsen und mit ihr die Wirtschaft. Diese Entwicklung kehrt sich nun um, da die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden und aufgrund der niedrigen Geburtenrate zu wenig junge Menschen nachkommen. Im Gesundheitswesen ist der demografische Druck noch grösser, da er von zwei Seiten ausgeht: Die Anbieterseite schrumpft, die Patientenseite wächst. Ein Drittel der Hausärztinnen und Hausärzte ist 60 Jahre und älter. Und mit dem Anteil der über 80-Jährigen steigt auch der Pflegebedarf. Heute sind 5,8 Prozent der Bevölkerung über 80 Jahre alt. Im Jahr 2030 werden es 7,8 Prozent sein. Mit anderen Worten: Wenn es uns nicht gelingt, Fachkräfte zu gewinnen und im Beruf zu halten, ist die Pflege gefährdet.

Regulierungskosten verschärfen den Fachkräftemangel

Die Regulierungskosten tragen in erster Linie die Fachpersonen an der Front, welche die Gesetze umsetzen müssen. Während die Ärztinnen und Ärzte in der Akutsomatik im Jahr 2011 durchschnittlich 86 Minuten für die tägliche Dokumentation des Patientendossiers aufwenden mussten, waren es im Jahr 2024 bereits 119 Minuten (+38 Prozent). Der Schweizerische Verband freier Berufe (SVFB) hat eine Studie zur administrativen Belastung in den freien Berufen erstellen lassen. Demnach wenden die Betriebe des Gesundheits- und Sozialwesens knapp 16 Prozent ihres Arbeitsvolumens für administrative Tätigkeiten auf. Verschärft wird der Fachkräftemangel aber auch dadurch, dass die öffentliche Hand selbst von der Regulierungsflut betroffen ist und immer mehr Personal einstellen muss, um den Überblick zu behalten. Der Mikroregulierungsstaat verschlingt Fachkräfte, die in der Praxis fehlen: Das Bundesamt für Gesundheit hat seinen Personalbestand (FTE) in den letzten zehn Jahren um sagenhafte 44 Prozent erhöht. Ähnliche Entwicklungen sind auf kantonaler Ebene zu beobachten. Auch die Gesundheitsämter sahen sich gezwungen, ihr Personal aufzustocken.

Was ist zu tun?

Wenn es einen Mangel an Fachkräften gibt und in Zukunft ein noch grösserer Mangel droht, kann auf zwei Arten reagiert werden: Erstens sollten die betroffenen Berufe attraktiv gestaltet werden. Selbstständiges Arbeiten mit Entscheidungsspielraum ist dabei ebenso wichtig wie Wertschätzung und Flexibilität. Die Krux liegt darin, nicht nur genügend Leute auszubilden, sondern sie auch im Beruf zu halten. Deshalb dürfen die Fachkräfte nicht mit unnötiger Bürokratie belastet werden. Diese verschlingt Zeit und schränkt die professionelle Autonomie ein. Zweitens soll ein innovationsfreundliches Gesundheitssystem geschaffen werden, damit insbesondere Prozessinnovationen greifen und weniger Fachkräfte benötigt werden. Beides ist nicht mit mehr, sondern mit weniger Regulierung zu erreichen. Denn Regulierung schafft nicht nur mehr Bürokratie, sondern hemmt auch Innovationen. Je höher die Anforderungen an die Gesundheitseinrichtungen sind, desto weniger können sie sich an die veränderten Bedürfnisse der Patienten anpassen. Einrichtungen mit veralteten Strukturen benötigen aber mehr Fachpersonal und können weniger Menschen behandeln. Zudem können neue Versorgungsstrukturen bei hohen regulatorischen Hürden gar nicht erst entstehen. Gleiches gilt für neue Gesundheitsberufe: Sie entstehen nicht in einem Umfeld der Mikroregulierung, weil diese die etablierten Berufe vor neuer Konkurrenz schützt. Die komplizierte Gesetzgebung zu den Medizinal- und Gesundheitsberufen erschwert es zudem, in diesem Sektor Fuss zu fassen. Der Einwand, dass Fachkräfte durch künstliche Intelligenz ersetzt werden könnten, verkennt das Problem der administrativen Hürden: Digitale Instrumente nützen nichts, wenn sie in der Versorgung nicht vergütet werden oder gar verboten sind. Ähnliches gilt für digitale Prozesse, die nicht zuletzt aufgrund von Überregulierung zu wenig umgesetzt werden. Ein freies Umfeld ist die Voraussetzung für eine innovative Gesundheitsversorgung und einen effizienteren Einsatz der knappen Fachkräfte.

Entbürokratisierung statt Mikroregulierung

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Ein funktionierendes Gesundheitssystem mit genügend Fachkräften kann sich ein mikroreguliertes Gesundheitssystem nicht mehr leisten. Wir brauchen einen Regulierungsstopp. Die bisherigen Reformen haben die erhofften Kostendämpfungseffekte verfehlt und führen heute selbst zu Kostensteigerungen. Eine Vereinfachung und Reduktion des Krankenversicherungsgesetzes ist notwendig, um die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung auch in Zeiten des Fachkräftemangels sicherzustellen. Es braucht eine freiheitliche Gesundheitspolitik mit weniger Administration und mehr Patientenbezug.

▶ In dieser Rubrik äussern Vertreter aus dem Gesundheitswesen ihre Meinung zu aktuellen Themen.

Dr. Fridolin Marty, Leiter Gesundheitspolitik bei Economiesuisse

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